Trauma und Traumafolgestörungen

Ein Trauma ist eine außergewöhnliche Erfahrung , die das Verarbeitungssystem eines Menschen überflutet . Es ist ihm weder möglich zu kämpfen noch zu fliehen.

In der traumatischen Situation ist häufig das eigene Leben oder das von anderen bedroht.

 Nach dem Trauma ist nichts mehr , wie es war. Es entsteht ein Bruch in der Lebensgeschichte.

 

 


Grundsätzlich kann man sagen , dass bei einem traumatisierenden Ereignis

 zu Vieles - zu schnell -  zu plötzlich und auch oft zu häufig oder in zu frühen Lebensjahren geschieht. 

Die Situation führt dazu , dass die inneren Verarbeitungsmechanismen und Einschätzungsmöglichkeiten blockiert sind.

Die Betroffenen stecken in der sogenannten

Traumatischen Zange , sie können weder kämpfen noch fliehen.

In dieser Situation wird der innerer Stresspegel oft so hoch , dass es zu einer Dissoziation kommt . Die Wahrnehmung zerreißt. Die Betroffenen fühlen sich außerhalb ihres Körpers oder können sich danach oft nicht mehr (an alles) erinnern.

 

Hier  muss man allerdings einen klaren Unterschied machen, zwischen einem traumatischen Ereignis und einer Traumatisierung. Nicht jedes traumatische Ereignis führt bei allen Menschen zu einer Traumatisierung.

Grundsätzlich ist auch ein Trauma ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Unser Organismus ist darauf ausgelegt auch intensive und extreme Erfahrungen zu verarbeiten und zu integrieren.

 

Andererseits gibt es eben Ereignisse, die normalerweise niemand als traumatische definieren würde, wie z.B. Operationen, eine schwere Geburt, ein Sturz, ein Zahnarztbesuch, eine Trennung oder andere Ereignisse, die einfach Teil unseres Lebens sind und die trotzdem traumatisch für Menschen sein können.

 

Letztendlich tritt eine traumatische Reaktion ein, wenn das Bewältigungssystem eines Menschen vollkommen überfordert ist und er oder sie sich hilflos und überwältigt fühlt.

 

Man  unterscheidet  heute zwischen verschiedenen Traumata und diese Unterscheidung ist ein wichtiger Fortschritt, da viele Menschen Symptome haben, die nicht der klassischen Symptombeschreibung der psychiatrischen Handbücher entsprechen, aber trotzdem in ihrem Leben leiden. 



Traumafolgestörungen

Eine Traumatische Situation überfordert den menschlichen Schutzmechanismus und manifestiert sich als Folgestörung

Typische Symptome einer Traumafolgestörung sind :

 

Überregung

Nach einem Trauma befinden sich Betroffene oft in einem Zustand ständiger und überhöhter Wachsamkeit ( auch Hypervigilanz genannt) . Sie sind in ständiger Erwartung einer neuen Gefahr .

Das körpereigene Schutzsystem befindet sich in permanenter Alarmbereitschaft . Diese äußert sich in Form von Ängsten, übermäßiger Schreckhaftigkeit , Schlafstörungen , Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen .

 

Intrusives Wiedererleben ( nicht willentlich , steuerbare negative Erinnerungsbilder , belastende Gedanken und zwanghaftes Beschäftigen mit dem Ereignisselbst) 

• Häufige Alpträume

• Flashbacks und besonders emotionale Flashbacks

Dabei wir das traumatische Ereignis so erlebt , als ob es gerade geschehen würde

 

Dissoziation – Abgetrenntheit

• Emotionale Betäubung , Lustlosigkeit, Freudlosigkeit und Leere , die als eine Art innere Lähmung erlebt wird

• Psychische Veränderung wie Verzerrung , distanzierte Bewusstseinszustände ( Trance) , und dissoziative Zustände(Abspalten von Gedanken ) bis hin zu Selbstverletzung und Suizid(gedanken)

• Veränderte Wahrnehmung

 

Vermeidung

Situationen die als bedrohlich empfunden werden , werden von den Betroffenen soweit wie möglich vermieden

 

Schuld und Schamgefühle

Schuld ist oftmals leichter auszuhalten als Hilflosigkeit . „Lieber fühle ich mich schuldig , als zu erkennen , ich war wirklich hilflos“

 

und man kann Im Alltag eine Traumatisierung u.a. auch  daran erkennen , wie Menschen verbal und nonverbal über das traumatische Ereignis sprechen  :

wie Menschen über das traumatische Ereignis sprechen:

Es werden die unbewussten und abgespalten Bewusstseinsinhalte im Kontext vielfältiger Unterhaltungen umgangssprachlich beschrieben.


  • Man wird in den traumatischen Sog hineingezogen und traut sich nicht zu unterbrechen
  • Menschen erzählen das Ereignis unangemessen, d.h. an unangemessener Stelle oder Ort oder mit unangemessenen Affekten wie z.B. lachen
  • Als Zuhörer/Innen fühlen wir  uns unwohl beim zuhören
  • Die Betroffenen werden von Gefühlen überwältigt und können diese kaum noch in sich halten.
  • Es wirkt als hätte das Geschehen sich gerade erst ereignet
  • Affektarmut – man sieht wenig Emotionen im Gesicht des Anderen
  • Menschen sprechen oft  mit einer abgeflachten Stimme mit wenig oder keiner Modulation
  • oder Erhöhung des Sprechtempos...
  • „Da steig ich aus“
  • „Es ist, als würde ich mir selbst zuschauen“
  • „Es ist einfach überwältigend“
  • „Es ist ein gespaltenes Gefühl“
  • „Da steh ich neben mir“
  • „Ich glaub ich bin  gar nicht richtig da und in mir“
  • „Ich spüre mich dann gar nicht mehr“
  • „Ich bin überhaupt nicht da“
  • „Es fühlt sich an wie innerlich abgetrennt

 


Nach schwerwiegenden Traumatisierungen findet sich auch ein Anstieg zahlreicher anderer psychischer Störungen (komorbide Störungen)   wie

  • Depressionen,
  • Angststörungen,/ Zwangsstörungen , spezifische Phobien
  • schädlicher Substanzgebrauch / Substanzabhängigkeit
  • somatoforme Störungen ( Herz und Kreislaufstörungen / Verdauungsstörungen / Störungen des Atmungssystems
  • Essstörungen 
  • Persönlichkeitveränderung

 

Wann ist eine Traumatherapie angezeigt ?

Eine Traumaberatung oder eine Traumatherapie ist dann angezeigt , wenn der Organismus die Verarbeitung des Erlebten nicht alleine bewerkstelligen kann und dies durch Symptome anzeigt.

Die Symptome haben ein übererregtes Nervensystem zur Grundlage.

Wie schon dargestellt sind typische Symptome einer Traumafolgestörung :

 

Chronische Über-oder Untererregung gleich oder ähnlich wiederkehrende Albträume  oder andere Flashbacks Einengung des Lebensraums ( Vermeidungsstrategien)…..

Oft stellen die Betroffenen selbst keinen Zusammenhang zwischen Symptomen und einem traumatischen Geschehen her. Dies kann auch dadurch begründet sein , dass sie das Geschehen als „Nicht so schlimm“ bewertet haben , oder aus Scham das Geschehen verdrängen, oder das  Aktivieren  von dysfunktionalen Bewältigungsstrategien .

 

 Oft wurde das Trauma auch in vorsprachlicher Zeit erlebt  oder wegen seiner Heftigkeit vollständig dissoziiert.

 

Die Ziele einer Traumaberatung / Traumathrerapie  sind , dass Sie erleben, erfahren, erlernen :

  • Das Erleben einer sicheren therapeutischen Beziehung
  • Ihre Stabilisierung  
  • Orientierung im Hier und Jetzt 
  • Erfahren von Selbstwirksamkeit und Erlernen von Selbstwertgefühl 
  • Unterscheidung von realen und inneren Bedrohungen
  • Wiedererlangung sozialer und psychischer Kompetenzen mit dem Ziel besserer Alltagsbewältigung
  • Stärkung der eigenen Ressourcen, um sich in Zukunft besser zu schützen
  • Erlernen von Selbstberuhigung, Selbsttröstung, Selbsthilfe und Selbstfürsorge
  • Selbsterleben von Kontrolle und Sicherheit
  • Erlernen von Kontrolle über physiologische Erregung und ihre Affekte
  • Stabilisierung des Familiensystems, um weitere Trigger und Retraumatisierungen zu vermeiden
  • Fähig werden, dem Unaussprechlichen Worte zu geben
  • Vermeidung und Management von innerem zusätzlichem Stress

Chance: Trauma kann bewältigt werden, um stabilisiert und gewachsen in einen normalen Alltag zurückzufinden.